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Narben im Asphalt – Die Geschichte von Spoff. Teil II: Frido Fiebinger und Matthew Collins über das Leben als seriöse Skateparkbauer.

SPOFF. Wie aus einem illegalen DIY-Skatespot in Wien die wohl gefragteste Skateparkfirma Österreichs wurde.

Fotos: Sophie Köchert

Gelbe Gummistiefel, verschmierte Hosen, Kellen in der Hand: Bei 36 Grad werkelt die Spoff-Parks-Partie im Hochsommer in Gmunden an einem neuen Skatepark. Den wievielten Park die Herrschaften insgesamt gerade bauen, seit sie ihre Firma im Mai 2015 gegründet haben, wissen sie selbst nicht genau. „20? 25? Es waren jedenfalls viele“, sagt Frido Fiebinger einige Wochen später beim Interview. Neben Frido sind heute Matt Collins, Elias Assmuth und Niko Katranas die vier Gesellschafter der Spoff Parks OG. Mit Ben Beofsich, Wolfgang Steinmaier und Philip Eppinger sind drei weitere Skater Teil des Unternehmens.

In Teil 1 spürten wir den Anfängen von Spoff nach.

Ben treffen wir in Teil 3  der Spoff-Serie am Nordbahnhof wieder. Für den zweiten Teil haben uns Frido und Matt erzählt, wie ihr Leben als seriöse Skateparkbauer aussieht, woher der Name Spoff kommt und in welcher Stadt sie gerne einmal  einen Skatepark bauen würden.

Woher kommt eigentlich der Name Spoff?

Frido Fiebinger: Der ist auf einer Tour entstanden, ich glaube die war in Holland. Ich war da nicht dabei. Aber die Geschichte ging so, dass ein Kind am Skaten war und meinte: Ich habe viele Tricks, aber wo ist der Spoff? Also Spoff statt Spot. Das ist dann hängengeblieben.

Matt Collins: Als Frido dann 2011 den Spot an der Donaustadtbrücke entdeckt hat, war klar: Das ist der Spoff!

Wir sind wie eine gute Gulaschsuppe!

Frido Fiebinger & Matt Collins

Sagt ihr Spoff oder Schpoff?

Frido: Schpoff natürlich! Man sagt ja auch Schtrabag zur Strabag. 

Der Ursprungs-Spoff wurde Anfang 2016 – nach fast fünf Jahren! – abgerissen. Wie war das für euch?

Matt: Ich habe nicht geweint. Natürlich war es ein bisschen traurig. Aber es war ein DIY-Spot, da musst du immer damit rechnen, dass er abgerissen wird.

Frido: Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass er überhaupt solange gestanden ist. Ich habe jedes Mal, wenn ich zum Spoff bin, damit gerechnet, dass sie ihn abgerissen haben. Aber klar ist es mir am Arsch gegangen. Ich habe mir zur Erinnerung sogar einen Copingstein mit nachhause genommen.

Matt: Beim DIY-Bauen ist der Weg das Ziel. Du musst den Moment genießen und kannst nicht ständig daran denken, wann das Ende kommt. Es war eine schöne Zeit, aber wenn ein Spot verschwindet, bauen wir eben einen neuen.

Der alte Spoff wurde im Februar 2016 abgerissen. Eure Firma Spoff Parks habt ihr aber schon am 1.Mai 2015 gegründet. Wie ist es dazu gekommen?

Frido: Matt, Wolfgang Enöckl, Elias Assmuth und ich haben am Spoff sehr viel gebaut und betoniert. Vor allem nach dem Umzug von Elias aus Bayern nach Wien ist sehr viel weitergegangen, weil Elias zuvor schon professionell Parks für Black River Ramps gebaut hat. Keiner von uns – außer Matt – hatte einen richtigen Job. Wir waren frei und ungebunden und haben uns gesagt: Okay, machen wir das offiziell!

Matt: Ich habe damals noch als Englischlehrer gearbeitet und fast so etwas wie ein Doppelleben geführt: vormittags der seriöse Lehrer und am Nachmittag mit meinen Homeboys abhängen, Skaten, Betonieren und Biertrinken. Ich habe mir dann gesagt, dass ich das zu meinem Job machen will und als Lehrer gekündigt. Nach der Gründung ist noch Niko Katranas dazugekommen und Wolfi hat sich in der Zwischenzeit aus der Firma verabschiedet.  

Schpoff natürlich! Man sagt ja auch Schtrabag zur Strabag. 

Frido Fiebinger

Hatte irgendjemand von euch einen Bau-Background?

Frido: Nein. Zu Beginn hatten wir keine Ahnung. Ich weiß noch, als Elias am Spoff war und mich gefragt hat, welche Kellen wir verwenden. ‚Kellen? Was für ein blöde Frage,’ habe ich mir gedacht und gelacht. Wir haben damals einfach irgendwelche Kellen verwendet. Elias hatte da mehr Erfahrung und ist mit seinen Kellen aufgetaucht. Aus heutiger Sicht war das immer noch schwindlig. Aber weniger schwindlig als unsere Herangehensweise. 

Matt: Ich habe vor meinem Umzug nach Europa in Montana gelebt, da wurden viele Skateparks gebaut. Montana ist nicht weit weg von den Bundesstaaten Washington und Oregon. Damals sind einige Leute, die dort gebaut hatten – zum Beispiel den Burnside Park in Portland – nach Montana gekommen, um Skateparks zu bauen. Da habe ich das schon mitbekommen. Aber vom professionellen Betonieren hatte ich auch keine Ahnung.

Wie habt ihr es dann geschafft, ein Gewerbe für eine Baumfirma anzumelden?

Frido: Das ist eine gute Frage. Wir haben ganz offiziell einen Gewerbeschein als Betonwarenerzeuger. Ich glaub der Typ bei der Anmeldung beim Handelsgericht hat sich gedacht: ‚Geben ma den Kindern ihren Schein – wird eh nix’. Wir hatten da auch ein bisschen Glück. 

Matt: Wir haben es aber geschafft. Jeder von uns hat zwar einen anderen Charakter, dafür bringt aber jeder von uns andere Stärken ein. Wir sind wie eine gute Gulaschsuppe.

… vormittags der seriöse Lehrer und am Nachmittag mit meinen Homeboys abhängen, Skaten, Betonieren und Biertrinken.

Matt Collins

Wie seid ihr an eure ersten Aufträge gekommen?

Frido: Noch während der alte Spoff existierte, haben wir einen Skatepark in Selb in Bayern gemacht. Das war im Jahr 2013. Da hatte Elias noch Kontakte und wir wurden eingeladen, einen 500m2 Park gemeinsam mit den Jugendlichen vor Ort zu machen. Jeder konnte sich einbringen und beteiligen, eine Art Beschäftigungsprogramm unter unserer Anleitung für die Jugendlichen vor Ort. Das war so etwas wie unser erster offizieller Job.

Matt: Dann kam Baden, da waren wir schon eine Firma und haben den Park als Subunternehmer umgesetzt. Dort haben wir den ganzen Sommer 2015 gearbeitet. Der Park ist mit 900m2 recht groß. Und während der Arbeit in Baden haben wir die Zusage für den Währinger Park in Wien bekommen. Das war dann schon eine große Sache für uns: Der erste offizielle Spoff-Park in Wien!

Frido: Danach haben wir von einem Park zum nächsten weitergemacht. Das ging häufig über offizielle Ausschreibungen. Zu Beginn haben wir noch sehr lange für die Parks gebraucht und sehr wenig verdient. Richtige Sklavenarbeit war das! Aber niemand hat daran gedacht, aufzuhören. 

Der Währinger Park ist heute einer der beliebtesten Skateparks in Wien und eine Art Referenz. Wie war das für euch, nach dem Abriss des Ursprungs-Spoff als Spoff Parks offiziell für die Stadt zu arbeiten?

Frido: Komisch war das, wir mussten uns plötzlich als seriöse Menschen präsentieren. Ich weiß noch, als mich der Zuständige von der MA wasweißichwas beim Währinger Park  gefragt hat, wer unser Bauleiter sei. Ich habe in die Runde geschaut und gesagt: Bauleiter? Das ist unser Bauleiter und auf den Elias gezeigt, der in seinem Bart-Simpson-T-Shirt auf der Baustelle herumgelaufen ist. Am Anfang ist nicht selten der Satz gefallen: ‚Und ihr seid eine Firma?’ Woraufhin wir gesagt haben: ‚Ja, ja, hier ist der Gewerbeschein.’ 

Habt ihr euch für die Meetings extra seriös angezogen?

Frido: Bei den ersten Meetings war es schon gut, wenn nicht einer mit einem Ofen und der andere mit einem Bier in der Hand aufgetaucht ist. Wir haben uns dann bei Engelbert Strauss einheitliches Gewand bestellt – so orangefarbene Hacklerklamotten. Die haben wir beim Loretto-Plaza in Floridsdorf gerockt. Mittlerweile hat wieder jeder das an, worauf er Lust hat. Den Loretto-Plaza haben wir über eine Ausschreibung bekommen. Die ersten dreimal haben wir eine Absage bekommen, da wir beim Leistungsverzeichnis – das listet dein ganzes Angebot auf  und hat rund 20 Seiten – jedes Mal einen Fehler drinnen hatten. Aber offensichtlich haben es die anderen Anbieter auch nicht besser gemacht und die Ausschreibung wurde dreimal wiederholt. Am Ende haben wir sie bekommen. 

Bauleiter? Das ist unser Bauleiter und auf den Elias gezeigt, der in seinem Bart-Simpson-T-Shirt auf der Baustelle herumgelaufen ist.

Frido Fiebinger

Ihr habt mittlerweile über 25 Skateparks gebaut. Wie geht ihr den jeweiligen Park an?

Matt: Das ist sehr unterschiedlich. Im Normalfall macht Elias das Design und wir gehen dann gemeinsam drüber. Vor Ort schauen wir uns das nochmal an und entscheiden, ob wir noch was verändern: ein Rainbow-Rail hier oder lieber eine Bank statt einer Quarter dort. Es ist auch die Frage, ob der Park komplett aus Beton ist oder der Boden aus Asphalt und wir nur die Elemente machen. Meistens sind auch die Local Skater miteinbezogen. Das kommt auch immer darauf an, wer die Verantwortlichen vor Ort sind.

Wie lange braucht ihr ungefähr?

Frido: Im Schnitt würde ich sagen ein Monat. Da fallen aber auch die Vorarbeiten und das Einrichten der Baustelle rein. Mittlerweile haben wir ja schon einiges an Bauwerkzeug.

Matt: Wir sind mittlerweile eine richtige Baufirma. Vor kurzem haben wir uns sogar eine Spritzbetonpumpe gekauft und ich habe den Baggerführerschein gemacht. In Bad Ischl haben wir letztes Jahr einen Riesenpark gemacht, dafür braucht es schon Equipment. Unser Ziel ist es immer, einen sicken Park zu bauen, mit dem die Locals und wir zufrieden sind. Vorher hören wir nicht auf.

Manchmal cruise ich da mit meinem Hund herum und freue mich einfach, dass die Leute Spaß an unserem Park haben.

Matt Collins

Wie schaut ihr rückblickend auf die vergangenen zehn Jahre vom Ursprungs-Spoff bis zu den großen Auftragsparks?

Frido: Es ist komplett verrückt, was passiert ist. Manchmal kann ich das selbst nicht glauben. Ich hatte ja nie vor, ins Baugewerbe zu gehen. Das ist einfach so passiert. Und heute kommt die Stadt Wien regelmäßig auf uns zu, wenn in Wien ein neuer Park gebaut wird. Es ist super zu sehen, was aus dieser DIY-Bewegung und Spoff entstanden ist. 

Matt: Ich finde es großartig. Ich wohne in Wien in der Nähe des Kendlerparks, den wir 2019 gebaut haben. Manchmal cruise ich da mit meinem Hund herum und freue mich einfach, dass die Leute Spaß an unserem Park haben. Die denken sich wahrscheinlich: ‚Was macht der Weirdo hier?’ Herrlich. 

Wenn ihr euch weltweit eine Stadt aussuchen könntet, in der ihr einen Spoff Park bauen könnt, welche Stadt wäre das?

Frido: In Miami würde ich gerne einen Park bauen. Aber nicht im Sommer. Und das würde wiederum unsere Winterferien stören, weil wir da mehr oder weniger geschlossen haben. Ich war früher recht viel in Miami als eine Art Winterflucht. Aber eigentlich baue ich am liebsten in Wien.

Matt: Right on. Wien ist die beste Stadt. Because I live here. 

Frido Fiebinger (38) ist in Wien aufgewachsen und hat im Jahr 2011 den Ursprungs-Spoff entdeckt.

Matthew Collins (43) kommt aus der Yellowstone-Region im Dreieck Idaho/Wyoming/Montana und ist als Englischlehrer nach Wien gekommen.


Teil I: Narben im Asphalt: Die Geschichte von Spoff .Wie aus einem illegalen DIY-Skatespot in Wien die wohl gefragteste Skateparkfirma Österreichs wurde. 


Teil III: Spoff-Mitarbeiter Ben Beofsich erzählt am Nordbahnhof zwischen Bagger,  Baucontainer und Bier über die Rückkehr des Alm-DIY-Spots

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